Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Sonntag, 18. Mai 2008

Schade...

...von dem Film hatte ich mir mehr versprochen. Der Trailer zu dem italienischen Film "Mein Bruder ist ein Einzelkind" hatte mein Interesse geweckt und mir Hoffnung auf einen interessanten Film zum Thema 'radikale politische Meinungen' gemacht. Es geht in der Hauptsache um zwei Brüder in einer fünfköpfigen italienischen Familie, die beide eine gegengesetzte extreme politische Meinung entwickeln: Der eine ist Kommunist, der andere Faschist. Moment - oder geht es in der Hauptsache nur um den faschistischen der Beiden, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird? Wird sie überhaupt aus seiner Sicht erzählt? Jedenfalls taucht er ab und an als Sprecher aus dem Off auf.
Was hatte ich erwartet? Eigentlich eine differenzierte Auseinandersetzung mit dieser schwierigen und kritischen Situation! Es ist für mich eine furchtbare Vorstellung, wenn Eltern merken, dass ihr Kind eine faschistische Lebensauffassung vertritt. Für sie einsteht und für sie kämpft. In dieser Konstellation - faschistischer Sohn, der auch noch einen kommunistischen Bruder hat - steckt unglaublich viel Brisanz. Doch wahrscheinlich zu viel. Denn der Film versucht in einer für mich gefühlten Hektik möglichst viele Aspekte und Probleme abzuhandeln. Genau so ist es mir vorgekommen: Eine Abarbeitung von Klischees. Klar, der jüngere Bruder (und spätere Faschist) wird immer von seinem älteren Bruder (schon jetzt Kommunist) verschlagen und gedemütigt. Er darf nicht ddie Schule, die ergerne besucht hätte usw. Bis dahin noch okay, da ich dachte, dass hier der Versuch aufgezeigt werden soll, wie die beiden politisch extremen Einstellungen der Beiden entstanden ist. Doch der Film lässt zu viel Ernsthaftigkeit vermissen. Da wurde für meinen Geschmack zu viel ins Lächerliche gezogen und zu viel Standard-Szenen herausgekramt: Jüngerer Bruder verliebt sich in Freundin des Älteren; faschistischer Bruder wird von der deutlich älteren Frau seines fast schon väterlichen, dörflichen Faschisten-Führers zu einer Affäre verführt (in einer selten plumpen und überhaupt nicht erotisch wirkenden Szene), während dieser im Gefängnis sitzt; später, als (aus mir nicht ganz klar gewordenen Gründen) der jüngere Bruder von seinem faschistischen Glauben zu den Linken überläuft (argh!), erwischt dieser ihn bei einem versuchten Anschlag auf die Dorf-Zentrale der Fachisten, erwischt ihn, verprügelt ihn - und stirbt!
Spätestens bei dieser Szene habe ich abgeschalten. Es ging dann zwischendrin noch um irgendwelche versprochenen neuen Wohnungen für die Familien des Dorfes, was auch der Jüngere in einem Akt von Robin Hood löste, um das Kind seines älteren Bruders und seiner Freundin, der sich nicht um sie kümmerte, sondern nur um seine "Revolution" und nebenbei noch um die Schwester der beiden, die mit irgendeinem Professor zusammen ist usw.
Die Figuren blieben irgendwie blass - ich konnte mich zu keinem Zeitpunkt mit irgendeinem identifizieren - und so war mir auch ihr Schicksal relativ egal. Iregndwie scheint es, als ob die auftretenden Konflikte sehr oberflächlich bleiben und nicht in die Tiefe gehen. Das wird dann zum Schluss, bzw. mit dem dramatischen Schluss noch versucht, der aber irgendwie auch nicht dazupasst.

Wie gesagt, ich hatte wahrscheinlich viel zu hohe Erwartungen an diesen Film. Aber das relativiert meinen Eindruck von ihm auch nicht. Vielleicht bin ich zu kritisch - ich würde jedenfalls gerne weitere Meinungen zu diesem Film hören!

1 Kommentar:

Annie Higgen hat gesagt…

leider habe ich den Film (wie so oft) nicht gesehen. aber ich kann verstehen, dass du enttäuscht bist. allein vom Thema und Titel her hätte ich auch etwas anderes erwartet als dass was du beschrieben hast... tja, den Film den wir erwartet haben muss wohl noch jemand schreiben...