Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Sonntag, 16. Februar 2014

Keine Analyse

Momentan treffe ich ab und an Teile der Stuttgarter Musikbloggerszene, was mich jedes Mal bedauernd an meinen vor sich hin darbenden Blog denken lässt. Ist es vielleicht Zeit, einen Knopf dran zu machen? Immerhin habe ich angefangen zu schreiben, als sich meines Wissens noch nicht herauskristallisiert hatte, dass Blogs ein neutrales grammatikalisches
Geschlecht besitzen. Oder meine patriarchische Sicht auf die Welt war noch ausgeprägter.
Wie fast immer in den letzten zwei oder fast schon drei Jahren, in denen ich dieses Blog so vernachlässigte, schafft es das Thema Fußball, dass ich noch einmal die lebenserhaltenden Maßnahmen anwerfe und einen Text verfasse. Mal sehen, wie anhaltend sie dieses Mal sind.

Jedenfalls bin ich seit gestern ratlos, und zwar völlig! Es ist noch nicht lange her, da rettete ein leidenschaftlicher Bruno Labbadia im Verbund mit auf einmal leidenschaftlich spielenden Spielern und einer leidenschaftlich zusammenstehenden Kurve unter dem vielbeschworenen Motto "Niemals Zweite Liga" den VfB vor dem Abstieg. Seitdem gibt es ein stetiges Pendeln zwischen Platz sechs und 14. Seitdem hat es zahlreiche frustrierende Spiele gegeben - daheim und auswärts. Seitdem hat sich die spielerische Kultur konstant verabschiedet. Außerdem wurden
vermeintliche und tatsächliche Übeltäter ebenfalls verabschiedet. Hundt, Mauser und schließlich Labbadia und einige Spieler, auf die ringsum beständig und zunehmend geschimpft wurde. Es wird verstärkt auf die Jugend gesetzt, auch das wurde gefordert. Und nun? Nach 21 Spielen zwei (!) gewonnene Heimspiele, zehn Niederlagen in den letzten elf Spielen. Wo liegt das Problem?

Die sportliche Leitung - Heldt/Bobic/Jochen Schneider als Manager, Veh/Babbel/Gross/Keller/Labbadia als Trainer - hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, eine funktionierende Mannschaft zusammenzustellen. Es ist mir jetzt wirklich zu müßig, das im Einzelnen nochmals aufzurollen, das ist schon so oft gemacht worden. Der Kern der jetzigen misslichen Lage ist meiner Meinung nach, dass der Mannschaft Spieler fehlen, die A) qualitativ unumstritten sind, da sie konstant gute bis sehr gute Leistung bringen und B) eine Mannschaft führen können (letzteres meistens durch eine große Erfahrung), und um die herum talentierte junge Spieler sich zunehmend entwickeln können. Dies waren 2002-2004 Balakov, Soldo und evtl. Meissner und 2006/2007 Pardo, Meira und evtl. Hildebrand. Aktuell sehe ich in dieser Kategorie niemanden, sodass die Mannschaft aus soliden, aber seit zwei Jahren in ihren Leistungen schwankenden bzw. stagnierenden Spielern (auch das gilt es zu hinterfragen) und zahlreichen jungen Spielern bestehen. Die Frage, ob von der jetzigen jungen Spielergeneration überhaupt jemand an die herausragenden jungen Spieler der beiden erwähnten Phasen heranreicht, spielt natürlich auch noch einer Rolle.

Die erwähnte spielerische Rückentwicklung der letzten Jahre ist in der jetzigen Mannschaft verhaftet. Die Transfers waren teilweise danach ausgerichtet (man sollte z.B. gewusst haben, wie das Spiel von Kvist ausgerichtet ist). Zu viele Spieler, auf die nicht einmal das Prädikat "solide" zutrifft wurden geholt, wobei es gleichzeitig immer einer Kraftanstrengung bedurfte, solche Spieler der jeweils zwei Jahre zuvor wieder zu verkaufen. So entstanden vier "Übergangssaisons", so entstand der jetzige Kader. Das ist unter anderem Bobic anzulasten und es macht nur ein klein wenig Hoffnung, dass in diesem Winter kein Spieler von der Tribüne eines anderen Vereins geholt wurde. Denn es hätte gleichzeitig jemand gebraucht, der dieser Mannschaft Halt und Qualität gibt.

Die Frage bleibt, was nun zu tun ist. Würde sich mit einem erneuten Trainerwechsel etwas ändern? Ich vermute nicht. Vielleicht kurzfristig, aber keineswegs mittelfristig, siehe Tomas Schneider. Also einfach so weiter? Hoffen, dass die nötigen Punkte irgendwie zusammengekratzt werden? Ich schätze ja. Diese Stimmung der Ungewissheit ist momentan allenthalben mit den Händen greifbar. Keiner will eine Situation wie in Hamburg und gleichzeitig will keiner seelenruhig dem Abstieg entgegengehen.

Wie es nach eventuellen weiteren ein oder zwei Niederlagen aussehen wird, kann man nur erahnen: Druck zu Handeln wird von allen Seiten aufgebaut. Das ist zu einem großen Teil verständlich, ich will mich da nicht ausnehmen. Die Sache ist, dass ich darauf keine Lust habe. Momentan kommt es mir wie ein immer wieder aufgeführtes Stück vor, mit zugewiesenen Rollen.

Wir werden sehen, ob alle ihre Rollen spielen.