Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Samstag, 28. Juli 2007

Grandios


Die Tickets lagen schon recht lange an dem Platz in meinem Zimmer, an dem immer die Tickets für kommende Veranstaltungen liegen, um durch gelegentliche Blicke die Vorfreude darauf zu steigern. Die beiden CDs habe ich bewusst nicht mehr so oft angehört. Warum? Nun ja, die Gefahr bei Singer-Songwritern (ich finde eigentlich das Wort "Liedermacher" ziemlich cool) ist, dass sich die live gespielten Songs nicht viel von den Songs, die man daheim hört, unterscheiden.

Eine Woche vorher:
Ich blättere den neuen SPIEGEL durch, und was finde ich? Einen Artikel über Damien Rice! In diesem kann ich dann lesen, dass er ein übellauniger Zeitgenosse sei, keine Interviews mehr gebe, sich selbst als Saftsack bezeichne und jemand über ihn geschrieben hätte, er sei der Dosenöffner der Herzen. Soviel dazu.
Über die Musik wurde auch geschrieben: Bei dem besuchten Konzert in Paris habe Damien Rice einiger seiner Songs in einem Hardrock-Chaos zerstört, wohl als Antipunkt zu seinen sonst eher sanften Tönen. Aha. Ich war ja sehr gespannt!

Letzte Woche Dienstag:
Gespannt stehen wir zu viert im Hegelsaal der Liederhalle. Tolles Ambiente! Um zehn nach acht kommt Damien Rice mit Band auf die Bühne und beginnt ohne Umschweife mit dem ersten Song. Ich bin beeindruckt! Die Stimme ist einfach wunderbar: klar und ausdrucksstark, so gut hatte ich sie live nicht erwartet.
Er sagt wenig. Eigentlich sagt er eine halbe Stunde gar nichts. Aber das stört überhaupt nicht. Es passt zu dieser wunderbaren melancholisch warmen Atmosphäre, die in der Halle entstanden ist. Und dann tatsächlich: Der erste Song, der im "Hardrock" versinkt. So ein Blödsinn! Was versteht dieser Journalist unter Hardrock?
Die Songs wandeln sich auf erstaunliche Weise. Sanft und ruhig fängt Rice auf der Halbakustik-Gitarre oder am Piano an, die Band mit E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Cello steigen ein. Und dann kommt der Wendepunkt: Die Band baut eine wahre Klangwand auf. Es rockt, keine Frage. Aber es passt! Dann, apruptes Ende und Einsatz einer einzelnen funkigen Gitarre und erneuter Aufbau des Songs!
Ich kann es schwer beschreiben, aber es war phantastisch. Wie aus einem ruhigen Song ein groovender, von Funk und Rock durchsetzter Klangteppich entsteht.
Dann sagt erdoch noch was: Aber nicht griesgrämig, sondern einfach nett. Man merkt, dass er sich auf seine Musik konzentrieren will. Da stört ihn nichts und das ist das Glück des Zuhörers.
Ich hatte selten bei einem Konzert so viele Glücksmomente!

Noch etwas zu Konzertkritiken:
Wenn man meint, hauptsächlich etwas über den Eindruck, den ein Musiker hinterlässt, oder irgendwelche Beschreibungen der vermeintlichen Gefühle dieses Musikers zu schreiben, dann kann man es gleich sein lassen!
Die Kritik zwei Tage später in der Stuttgarter Zeitung war ein schlechter Witz und ging eben nicht auf die Musik und die kraftvolle Wirkung der Songs ein, die man mit treffenderen Worten, als ich das versucht habe, hätte beschreiben können!

"So beklagt Damien Rice etwa sein verletztes Herzlein im Titel 'Rootless Tree' mit einem mehrmals markig wiederholten 'Fuck you'."
Das ist peinlich.
Oder tarurig. Denn der Verfasser hatte offensichtlich nicht das gleiche wunderbare Konzert eines grandiosen Damien Rice erlebt!

Montag, 9. Juli 2007

Viel Blues

Das Sommerkinoprogramm ist mal wieder etwas dürftig. Zahlreiche Dritt- oder Viertverwertungen irgendwelcher Superhelden oder solchen, die es auch mit Mitte 50 noch gerne sein wollen. Dazu dann noch äußerst einfallsreiche Filmtitel wie "...4.0". Na da hat sich aber mal Jemand was einfallen lassen...

Zum Glück gibt es auch noch Ausnahmen. Und eine davon ist mal nicht im Programmkino zu finden: "Black Snake Moan"
Wer das Plakat oder den Trailer schon einmal gesehen hat, mag nun denken: Alles klar, sieht nach B-Movie aus! (jedenfalls das Plakat!)
Es ist ein, zugegebenermaßen, etwas abgefahrener Film. Eine junge weiße Frau (Christina Ricci) ist aufgrund früher Misshandlungen sexsüchtig. (Ich vermute, dass die Hälfte der Zuschauer allein wegen dieser Information den Saal gefüllt hatten)
Als ihr Freund (Justin Timberlake), der ihr als erster im Leben etwas Halt gibt, zur Armee muss, vergisst sie nach zwei Stunden ihr Liebesversprechen und hüpft durch die Betten der Kleinstadt. Nach einem heftigen Abend mit vielen Drogen, wird´sie zusammengeschlagen und bleibt auf einer Landstraße liegen. Dort findet sie ein Mitte 50-jähriger Schwarzer (Samuel L. Jackson), dessen Frau vor kurzem mit seinem eigenen Bruder zusammen ist und seitdem auch in einer Krise steckt. Er holt sie in sein Haus und versucht sie von nun an mit dem wahren Glauben und echter Blues-Musik zu heilen!
Viele skurile Situationen und einen klasse Blues-Soundtrack hält dieser kurzweilige Film bereit. Dazu ein tolles Schauspieler-Duo in den Hauptrollen, das sich prima ergänzt und sicher Chancen auf den ein oder anderen Preis hat!
Wenn man etwas schräge, aber durchaus auch ernste Filme mag - nichts wie rein!

P.S.: An Alle, die meinen, nur weil sie bequem sitzen und einen Film schauen, müssten sie ständig Kommentare von sich geben: Bleibt daheim und schaut weiter DVDs! Grauenvoll!