Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Samstag, 19. Juni 2010

Nebeneffekt

Eigentlich ist das etwas seltsame Wort "Nebeneffekt" nicht angemessen für das, worüber ich einige Zeilen schreiben will: neuere deutsche Belletristik. Und Belletristik ist an sich ebenso kein schönes Wort. Viel schöner, jahrhundertelang bewährt ist das einfache Wort "Bücher".
Ich habe also seit Beginn der Pfingsferien drei neuere Bücher deutschsprachiger Autoren gelesen. Warum also die Überschrift? Nun ja, Hintergrund war das Ziel, mit einer 10. Klasse einen neuen deutschen Roman zu lesen. Da fiel mir natürlich das in der 12. Klasse im Literaturkurs gelesene "Agnes" von Peter Stamm ein, aber ich wollte einfach auch mal wieder etwas auf dem Laufenden sein. Mit diesem Vorsatz ging es in den Wittwer, und mit dem Roman "1979" von Christian Kracht wieder hinaus. Ein irritierender Roman über zwei ein deutsches Paar, von dem der Eine dauernd auf Drogen, der Andere ständig am Zweifeln - hauptsächlich aufgrund der Beziehung zwischen beiden - ist, weswegen sie es schaffen, die Ereignisse um die islamische Revolution nicht wirklich mitzubekommen. Einer der beiden stirbt schließlich an einem letzten Drogen-Cocktail in einem heruntergekommenen Teheraner Krankenhaus, der andere macht sich auf den Weg nach Tibet zu einem sagenumwobenen Berg, den man auf einer gewissen Weise umrunden soll, und landet schließlich in einem chinesischen Arbeitslager.
Etwas zu viel der pessimistischen Endzeitstimmung für die 10er, dachte ich mir.

Von Christian Kracht habe ich dann gestern seinen neuesten Roman "Ich bin bei Dir im Sonnenschein wie im Schatten" fertig gelesen. Äußerst interessant, aber eben auch nicht unbedingt etwas, das ich in der 10. Klasse unbedingt gerne gelesen hätte. Ebenfalls eine Fiktion, in der vor knapp 100 Jahren die SSR, die "Schweizer Sowjet Republik" gegründet wurde, die sich nun in einem seitdem andauernden Krieg mit dem faschictischen Deutschland und England befindet. Hauptfigur ist ein Militär-Kommisar, der sich in den Kriegswirren (und bei Kracht sind es wirklich "Wirren") zurecht finden muss und einige Erkenntnisse gewinnt und Überraschungen erlebt.

Dagegen eignet sich das dritte Buch, "Ruhm" von Daniel Kehlmann, doch um einiges besser für die Schule. "Ein Roman in neun Geschichten" lautet der Untertitel, und ich bin doch sehr gespannt, wie die Klasse auf die von meinem betreuenden Lehrer und mir überlegte Vorgehensweise reagieren wird. Ein Grundthema, das in allen neun Geschichten thematisiert wird, ist die moderne Kommunikation via Handy, E-Mail und Facebook. Die sehr synthetische erscheinende Konzeption dieses Romans hat mich gegen Ende doch mehr und mehr begeistert. Ein Buch, das Anspruch und Spaß am Lesen wirklich toll miteinander vereinbart.

Alle drei Bücher haben auf ihre Weise sehr viel Spaß gemacht. Es war ein Vergnügen sie zu lesen und haben gezeigt, dass es mehr als nur ein Nebeneffekt der Lektüresuche war! Ich sollte doch einfach mauch weiterhin wieder mehr lesen!

Sonntag, 13. Juni 2010

WM 1

Meine Nachricht an das ZDF nach dem heutigen Spiel Deutschland gegen Australien, betreffend den Kommentator Béla Réthy:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Beschwerde richtet sich nicht gegen die Äußerung Ihrer Moderatorin ("innerer Reichaparteitag") - darüber wurde über Twitter schon zu Recht zu Genüge protestiert -, sondern bezieht sich auf den Kommentar während des Spiels von Béla Réthy.
Zunehmend ist mir und meinen Freunden, die mit mir das Spiel verfolgten, die Art einiger Kommentare negativ aufgefallen:
1) Warum muss betont werden, dass Spieler wie Mesut Özil eine "ausländische Note" [oder ähnlich] in das Spiel der deutschen Nationalmannschaft hinenbringen würden? Es bezog sich auf die technischen Fähigkeiten, im Gegensatz zu den "deutschen Tugenden". Mesut Özil, Sami Khedira, Sedar Tasci und andere haben das Fußaballspielen in Deutschland erlernt und spielen nun für diese Nationalmannschaft, weil sie sich bewusst dafür entschieden haben. Muss man denn immer noch das vermeintlich Besondere betonen, was im Sport - aber leider wohl noch nicht außerhalb diesem - schon zur Normalität geworden ist?

2) "Im Hünherstall von Durban gibt es weniger Vuvuela-Terror" [oder ähnlich].
Wollen Sie Ihre Zuschauer eigentlich für dumm verkaufen?
Müssen Sie auch noch diese unsägliche Stimmung gegen diese südafrikanische Form der Anfeuerung beim Fußball unterstützen? Das Wort "Terror" in diesem Zusammenhang ist völlig unverantwortlich gewählt und bei einem Journalisten, der mit seinen Aussagen Millionen von Menschen (und dabei vielen jungen) erreicht, nicht nachzuvollziehen!

Mit solchen platten und simplen Aussagen fördern Sie ebensolche Meinungen bei vielen Menschen, die Ihnen zusehen und -hören.
Und das kann nicht der Anspruch eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders wie des ZDF sein!

Mit freundlichen Grüßen"