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Sonntag, 25. Mai 2008

Wütend, direkt & träumerisch


Irgendwie hat es eine Weile gedauert, bis ich das Buch von Hermann Hesse endlich gestern fertig gelesen habe. Doch dieses Mal war nicht das Buch Schuld, sondern eher mein nachlässiges Leseverhalten. Jedenfalls nimmt "Der Steppenwolf" auf Anhieb einen der vorderen Plätze meiner persönlichen Buch-Bestenliste ein.
Warum?
Weil es eine unglaubliche Kraft, Energie und Wut ausstrahlt, die mich von Anfang an grefesselt und fasziniert hat. Harry Haller erzählt seine Geschichte - die Geschichte des Steppenwolfs - eine besondere Art von Mensch. Der Steppenwolf kommt immer wieder zu einer dunklen, nachdenklichen, unzufriedenen, ja fast schon depressiven Lebenseinstellung zurück, auch wenn er sich meistens souverän durch die bürgerliche Welt, die er eigentlich verabscheut, bewegt. Doch manchmal bricht es aus ihm heraus, was sich in Seiten voll wütender Anklagen gegen die vor sich hin lebende und nicht ernsthaft denkende Menschheit ausdrückt. Sie verstünden die wahre Schönheit der Musik nicht, hechelten nur der bedeutunglosen, zum Status Quo erklärten Durchnittsmeinung hinterher. Beeindruckend, wie frustriert und bitterböse diese Zeilen auch noch nach 80 Jahren wirken!
Schließlich trifft Harry, als er sich wieder einmal intensiv mit der Absicht des Selbstmordes beschäftigt, auf die ihn faszinierende Hermine, die ihm mit der Zeit die verschiedenen Genüsse des Lebens, die er bis dahin stets verachtet hatte, näherbringt. Der Roman endet in einem rauschartigen Finale im "Magischen Theater".

Faszinierend ist die Sprache Hesses, die oft so wunderbar poetisch und gleichzeitig kraftvoll und hier, wie schon gesagt, wütend und direkt ist.
Jedenfalls hat "Der Steppenwolf" Lust auf mehr von Hermann Hesse gemacht - und das ist doch vielleicht das größte Kompliment, das man einem Roman machen kann.

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