Ich bin während meiner Schulzeit nicht in den Genuss der Lektüre von "Die Welle"gekommen und war deshalb recht gespannt auf die aktuelle deutsche Verfilmung. Die Geschichte beruht auf einem Experiment eines Lehrers in den USA 1967. Ron Jones setzte dieses Experiment, das den Schülern die Struktur der Jugendorganisationen des Nationalsozialismus direkt vor Augen führen sollte, für einen Tag an. Beeindruckt von den Ergebnissen dehnte er es dann auf fünf Tage aus, bevor er es abbrach.
Die deutsche Verfilmung verlegt die Handlung an ein deutsches Gymnasium, den Lehrer spielt Jürgen Vogel. Die Rolle passt zu ihm. Der Lehrer, den er spielt, wird von den Schülern geduzt, eckt mit seiner Art des öfteren bei den Kollegen an und wohnt mit seiner schwangeren Freundin (ebenfalls Lehrerin auf der selben Schule) auf einem alternativen Hausboot. Ihm wird das Projekt "Autokratie" zugewiesen, das er nach anfänglichem Sträuben (viel lieber hätte er das Projekt zu "Anarchie" geleitet) mit einem ungewöhnlichem Versuch durchziehen will. Mit einigen Reizpunkten, mit denen er die Schüler packen kann, bildet er eine Klassengemeinschaft - Die Welle. Er führt neue Verhaltensweisen ein: Aufstehen beim Sprechen, kurze und knappe Antworten, eine Uniform (weißes Hemd), einen Gruß.
Nach zwei Tagen nimmt das Experiment gefährliche Züge an, die dem Lehrer Reiner Wenger allerdings verborgen bleiben. Die Schüler fühlen sich zunehmend stark in dieser elitären Gemeinschaft, in die schnell nur diejenige hineindürfen, die sich wie sie verhalten und die ein weißes Hemd tragen. Doch warum gerät das Projekt - vor allem außerhalb der Schule - außer Kontrolle? Weil einige der Schüler übermannt und geblendet werden von diesem Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie alle viel stärker werden lässt, als dies vorher der Fall war.
Die Film zeigt auf jeden Fall einige Prinzipien totalitärer Organisationen auf. Doch er wandelt auf einem schmalen Grat. Einige Male vermittelt er den Eindruck, als sei das ganze doch ziemlich cool - die Reaktionen im Kino bestätigen das. Dieser Eindruck wird erst am Schluss des Filmes völlig entkräftet, wobei es dazu einem drastisch andereren Ende des Projektes bedarf, als es in Wirklichkeit war.
Jedenfalls ist der Film eine Basis und eine gute Gelegenheit, mit Schülern über die Prinzipien und das Entstehen des Nationalsozialismus und ähnlicher Regime zu sprechen.
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Mittwoch, 19. März 2008
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