So, da ist die Woche auch schon wieder rum. Und mit ihr eine tolle Tour durch Großbritannien. Klar, der Anlass war Fußball und das Spiel des VfB in Glasgow ging auf beschissene Weise in die Hose. Doch bleibt das in Erinnerung? Nein, es war ärgerlich und sorgte für einigen Gesprächsstoff, doch die Tour von Elmar und mir hat das schnell vergessen gemacht.
Es war auf der Busfahrt von Glasgow nach London. Nach einem tollen Gespräch mit Elmar über Gott und die Welt, zog ich mich in die Welt meines MP3-Players zurück und schaute verträumt in die grüne Landschaft Nordenglands, die von den weniger grünen Vorstädten und schließlich von der sehr britischen Innenstadt Manchesters abgelöst wurde.
Und da packte mich dieses Gefühl: ein Gefühl aus Melancholie, Sehnsucht und Fernweh. Die Ursachen dieses Gefühls?
Diese Unbeschwertheit einer solchen Reise - Du lebst von einem Tag in den nächsten, von einer Stunde in die nächste. Du machst das, auf was Du Lust hast.
Die kleinen Begegnungen auf einer solchen Reise - Kurze, nette, freundliche & lange, intensive, gedankenbeeinflussende Gespräche.
Die Erfahrungen einer solchen Reise - Eigenarten anderer Menschen, anderer Länder, die Vor- und Nachteile dieser Eigenarten.
Und dann die unweigerlichen Folgegedanken dieses grandiosen Gefühls von Unbeschwertheit, Begegnung und Erfahrung: Das gibt einem so viel mehr, als das, was einem ein paar Tage später wieder erwarten wird. Diese vier Tage haben mir so viel mehr gegeben, als die unzähligen Stunden, die ich nun wieder investieren werde, um meine zwei Hausarbeiten zu schreiben, die nur einem einzigen Zweck dienen: Dem Erwerb eines Scheins! Mir fällt sonst kein vernünftiger Zweck ein! Oder ist es ein lohneswerter Zweck, dass ich mich mit dem Konflikt Friedrich Barbarossas mit der Stadt Mailand 1158 befasse? Dass ich nun darüber 15 Seiten schreibe, was in 250 Büchern aus jeglichem Blickwinkel betrachtet und analysiert wurde? Dafür soll ich nun einen Teil meiner Lebenszeit vergeuden, in der ich ansonsten solch tolle Erfahrungen machen kann?
Nein, das geht nicht in meinen Kopf! Das mag naiv sein, keine Frage! Und vielleicht bin ich solchen Situationen, in denen ich am liebsten in ein Auto, in einen Zug oder ein Flugzeug steigen würde und weg möchte, ein Träumer.
"Hey, dir geht's doch gut! Jammer nicht herum, sondern schreib halt das Ding. Jeder andere muss auch Dinge tun, die ihm nicht passen. Wenn nun Jeder so denken würde wie Du!"
Ja?! Dann?! Was wäre dann? Klar, dann ginge nichts mehr voran. Wo kämen wir denn da hin?
Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es der Welt gut zu Gesicht stehen würde, wenn viele ihrer Bewohner sich mehr Gedanken machen würden. Wenn mehr Menschen etwas naiver sein würden. Wenn sich öfter Menschen zusammentun würden und sagen würden: "Das passt uns nicht, das könnte man so besser machen." Ich meine damit nicht, alles in Frage zustellen. Das ist Quatsch. Und ich meine damit auch nicht die große Weltrevolution! Ich meine kleine, winzige Momente des Aufstehens, die einem selbst ein besseres Gefühl geben.
Ich meine damit, dass in vielen Dingen eine differenzierte Sichtweise angebracht wäre, als einfach plump einen Scheiß herauszuhauen! Ich meine damit, dass man versuchen sollte, andere Menschen zu verstehen und sich mit ihrem Standpunkt und ihrem Handeln auseinanderzusetzen. Das klappt nicht immer, das kann nicht immer klappen. Manchmal geht einem der Hut hoch, keine Frage. Und natürlich sollte man für seine Meinung auch einstehen können, wenn es angebracht ist.
Viele Gedanken, die meist noch wirr sind. Sie sind die Folge dieses Fernwehs. Dieses unbestimmten Gefühls aus dem Bus nach London, das sich so hartnäckig hält. Vielleicht ist es auch einfach das hilflose Gefühl, nicht zu wissen, was man dagegen tun kann. Bzw. was man dafür tun kann, dieses Gefühl zu befriedigen.
Es sind noch so viele Gedanken und ich weiß auch nicht, ob dies der richtige Ort ist, all diese Gedanken zu äußern. Ich mache das wahrscheinlich einfach, um nicht allein zu sein mit diesen Gedanken, da ich weiß, dass das hier Leute lesen, die damit etwas anfangen können und sicher auch ab und an einige naive Gedanken haben.
"Die Welt ist leider nicht naiv, die Welt ist leider primitiv."
(Marius Müller-Westernhagen - Freiheit)
Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.
Sonntag, 23. September 2007
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1 Kommentar:
I know exactly what you mean! die wichtigsten Dinge im Leben lernt man nicht aus dem Buch sondern auf der Strasse.
Aber manchmal sind die kleinen, freundlichen Gespräche auf dem Weg nicht genug und nicht halb so intensiv wie die Worte, die ein Mensch irgendwo vor einiger Zeit aufgeschrieben hat. Die Reisen in die Weltliteratur sind unverzichtbar...
Ich weiß, ich habe gut reden, ich muss mich nie mit solchen Geschichtsbüchern rumärgern, aber ich hab meinen Glauben daran, dass auch Wissen Fernweh stillen kann noch nicht verloren. Vielleicht ist es auch die gute Mischung die glücklich macht... :)
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