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Montag, 22. Dezember 2014

Und immer, immer wieder geht die Sonne auf

Nun musste man in den Redaktionsstuben im Ordner "Nachrufe" also unter "J" nachschauen. 80 ist ein respektables Alter, aber doch hatte man Ende 2014 wahrscheinlich eher andere Kandidaten auf dem Schirm, z.B. den einen oder anderen Altkanzler.
Nun aber Udo Jürgens, dem man noch im Herbst dieses Jahres zu seinem 80. Geburtstag huldigte und die ganzen Komplimente wie "Schlagerstar mit Anspruch", "ein Leben für die Musik" und "Gesellschaftskritik in Anzug und Fliege" sind seither kaum verklungen.

Meine erste Berührung mit Udo Jürgens hatte ich, ohne es zu wissen. Ende der 80er, heimisches Wohnzimmer, 3. Programm am Vorabend. Ich war versessen auf eine ganz bestimmte Zeichentrickserie: Es war einmal...der Mensch. Mich faszinierte dieser kindliche Ernst, mit dem in 26 Folgen (wobei auch diese Einteilung mir damals nicht bewusste war) chronologisch die Menschheitsgeschichte dargelegt wurde. Der Genuss war allerdings nur perfekt, wenn ich pünktlich zu den ersten Klavierklängen des Intros auf dem Sofa Platz nahm. Diese melancholische Ton-und Akkordfolge bannt mich bis heute. Es gibt eine Live-Version, versteckt in einem 80er-Jahre-Live-Mitschnitt, bei dem ab Minute 4:50 dieses Lied mit einem großartigen Instrumental-Zwischenteil zu sehen ist.

Überhaupt die Musik: Es muss 1998 gewesen sein, als ich Udo Jürgens zum ersten Mal live erlebt habe, beim Landespresseball in der Liederhalle. Wir hatten über die Tanzschule Karten bekommen und Udo Jürgens war der Showact an diesem Abend. Nun gut, man kannte ihn und seine Hits auch schon im Alter von 17 Jahren und war auf eine Art Schlager-Revue gespannt, die mehr oder weniger engagiert vorgetragen würde - Lieder und Texte kennt jeder, bisschen Trällern, sichere Angelegenheit. Dass es aber ein solch energiegeladener Auftritt wurde, überraschte dann bei solch einem Anlass doch. Und zum ersten Mal faszinierte mich vor allem diese Band - auf den Punkt, teils funkig, mit großartiger Bläser-Reihe war sie ein unglaublich homogener Klangkörper mit tollen Einzelmusikern.

Einem späteren Mitglied dieser Pepe-Lienhard-Band hatte ich es dann zu verdanken, Jahre später einem Konzert in der Schleyer-Halle beizuwohnen. Das Besondere war: Mit Beiwohnen des Soundchecks und Backstage mit der Band. Also hatten wir in den ersten Stuhlreiehn Platz genommen und erwarteten gespannt, wie dieser Soundcheck wohl ablaufen würde. Die Musiker spielten sich noch etwas warm, dann - Auftritt Udo. Erst ein, zwei Sätze zum gestrigen Konzert, bei dem eine besondere Stelle etwas hakte, die dann zwei- oder dreimal angespielt wurde. Musikalisch war also alles klar, doch dann störte ihn eine Vorrichtung an seinem Flügel (wohl eine kleine Kamera), die für ihn nicht optimal angebracht war. Das Bild eines Perfektionisten, der nichts dem Zufall überließ, wurde offensichtlich. Die Band, eine Ansammlung von locker aufgelegten Leuten, die backstage einen kleinen Einblick in den doch nicht ganz so glamourösen Ablauf einer solchen Tour gaben.


Ich gehe zum CD-Regal: "Live-CD '97", CD 1, Track 7 - "Weißt Du, wieviel Sterne stehen..."

1 Kommentar:

Sebert hat gesagt…

Schöner Nachruf.....