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Mittwoch, 14. März 2012

Glück

Es ist nun schon drei oder sogar vier Jahre her, als wir mit Hawelka einen Auftritt im Feuilleton hatten. Eine wunderbare Live-Musik-Bar mit alten Zeitungen an den Wänden, trashigem Schick und einer tollen Bühne. Geführt wurde das Feuilleton von äußerst engagierten Leuten mit Liebe zur Musik abseits der Luftlinie ca. einen Kilometer entfernten Großhallen. Es war ein Samstag. Bands wie wir spielen nicht oft samstags (noch nicht...). Aber ein Wintereinbruch und die Tatsache, dass es der Samstag nach Neujahr war, bescherte uns ein Besucheransturm von vier Gästen, die a) nicht mit uns Musikern liiert und b) nicht zur Bar gehörten.
Jede Band wird diese Abende kennen, wenn man felsenfest davon überzeugt ist, dass man doch ein paar Zuhörer mehr verdient hätte. Ironischerweise sind oft solche Auftritte von einer Losgelöstheit gekennzeichnet, die zu erstaunlichen Musik- und Ansage-Ergebnissen führt.
Vor zwei Tagen ging es vermutlich der Band Die Türen ebenso. Montagabend, Club Manufaktur in Schorndorf. Gleichzeitig ein in der Stuttgarter Zeitung etwas größer angekündigtes, mystisches weibliches Elektropopduo (vermutlich aus Skandinavien...mystische Elektropopduos kommen – gender-unabhängig – meistens aus Skandinavien!) im Schocken und drei ehemalige Chefredakteure der Titanic in den Wagenhallen. Dazu eine 35 minütige Gondelfahrt mit der S-Bahn nach Schorndorf und schon führen die Wege von gerade mal geschätzten 50 Musikinteressierten zum Konzert dieser Band. Dieser wunderbaren Band. Man kann nur allen sagen, die sich für ein Alternativprogramm entschieden haben. Selber schuld!
Dieser Band gelang das, was ich neulich in einem Gespräch mit einer guten Freundin über Glück sagte: Momente des Glücks habe ich oft bei Musik. So wie am Montagabend, vor dem Mischpult stehend, in einer wunderschönen Location, dieser Band lauschend, die es auf eine bei einer deutschen Band noch nie gesehenen unprätentiösen Art und Weise schafft, einen mitreisenden Indie-Rock zu spielen, der von grandiosen, ironischen Songzeilen durchwoben ist und der mich seelig lächelnd alleine vor dem Mischpult zum Tanzen brachte und unter anderem z.B. diese Textzeile in meinen Kopf brannte:

„Ich will keinen Mindestlohn,
ich will Mindesliebe.“

Da ist jedes weitere Wort unangebracht!

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