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Samstag, 22. November 2014

Looping

Wenn als Konzertbeginn 20 Uhr angegeben ist, ist man bei kleineren Clubkonzerten mit 20.30 Uhr Ankunftszeit an der Location meistens noch deutlich zu früh, schlürft, den Twitter-Tag nachlvollziehend, am ersten Bier und wartet auf bekannte Konzertgänger.
Daher war ich nicht allzu gehetzt, als ich mit 15-minütiger Verspätung die 3 Minuten Fußweg vom Proberaum und der eigenen Bandprobe zur Liedrhalle zurücklegte, wunderte mich allerdings, dass niemand mehr außerhalb des Mozart-Saals anzutreffen war, außer einer Handvoll zuvorkommender Liederhallen-Mitarbeiterinnen. Diejenige am Eingang raunte uns dann auch zu, dass die Vorband noch ca. zehn Minuten spiele und wir uns doch bitte nicht auf unsere angestammten Sitzplätze, sondern auf welche direkt am Eingang begeben sollten. Wir taten wie geheißen und ich kam mir sogleich etwas deplatziert vor. Oder besser gesagt, hatte ich etwas Anderes erwartet. Okay, die Liederhalle als Location für Bernhoft hat schon ein etwas gediegeneres Ambiente vermuten lassen - aber ein komplett bestuhlter Saal? Ohne ein Bier in der Hand? Nun gut, lauschten wir also andächtig der 3-köpfigen Vorband, deren Namen später im Schlussapplaus unterging. Im Kopf blieb vor allem eine nette Geschichte von einer ihrer letzten Touren, auf der sie mit englischen Freunden in Deutschland unterwegs waren und in einer Polizeikontrolle kamen. Der Sänger wurde von einem Polizisten durch das Fenster gefragt, ob er seinen Führerschein dabei habe. Dies verneinte er, gab dafür an, fünf oder sechs Bier vor der Fahrt getrunken zu haben. Erst durch das Feixen der Kollegen habe der eifrige Beamte festgestellt, dass es sich um ein englisches Gefährt handelte und dem mutmaßlich angetrunkenen Fahrer neben dem Führerschein auch ein Lenkrad fehlte.

Zurück zum Konzert, zweiter Teil nach der Pause (stilvoll durch Gong beendet) - Bernhoft. Zum ersten Mal erlebt hatte ich diesen sympathischen Musiker, den Looping Louie Norwegens, bei seinem letzten Konzert in Stuttgart, damals im Universum. Schon da beeindruckte mich seine Fertigkeit des scheinbar endlosen Loopens durchaus. Doch ich muss zugeben, dass der Umstand einer deutlich besseren Akustik und des sehr konzentriert zuhörenden Publikums (vielleicht sind reine Stuhlkonzerte doch die Lösung für allzu redselige Konzertbesucher?) das Konzertvergnügen im Vergleich zum Universum nochmals deutlich steigerten.
Die starken Momente hatte Jarle Norman Bernhoft-Sjødin vor allem, wenn er nicht allzu viele Loops übereinander schichtete und sich dann auf seine wirklich markante Soulstimme konzentrierte. Dazu noch ein pointierter Bass und der Groove war unaufhaltsam. Auch die drei ruhigeren Songs, bei der die Gefahr, nach einem langen Tag sitzend etwas wegzudämmern, sehr groß war, ware durch seine stimmliche Präsenz durchaus abwechslungsreich.
Auch wenn das vielleicht etwas ironisch klingt, ist es ernst gemeint: Auch bei der Tatsache, dass Bernhoft zeitlich kein allzu umfangreiches Konzert auf die Bühne brachte, ist ein Pluspunkt - somit vermeidet er die meiner Meinung nach naheliegende Gefahr, dass das ausgiebige Loopen sich musikalisch irgendwann im Kreis dreht.

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