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Mittwoch, 17. August 2011

Böses, böses Mädchen

Es ist schon ein wenig seltsam: Da studiert man sechs volle Jahre Germanistik (und jetzt bitte keine Spitzfindigkeiten - ja, die ganze Zeit wurde natürlich nur studiert!).
Und trotzdem war die Vergabe des Literaturnobelpreises die letzten Jahre immer ein wenig deprimierend, nach dem Motto: Wen kenne ich denn dieses Jahr schon wieder nicht?

Ich gebe es freimütig zu, so erging es mir auch wieder mit dem letztjährigen Preisträger, Mario Vargas Llosa (es sollte noch erwähnt werden, dass mir der Name Günter Grass durchaus geläufig ist)! Was macht der interessierte "Literaturwissenschaftler" sogleich? Genau, flugs bei Amazon eines seiner bekanntesten Bücher bestellt, welches da heißt "Das böse Mädchen".

Heute habe ich die letzten 40 Seiten gelesen und war doch ziemlich erleichtert! Erleichtert darüber, dass ich es geschafft habe. Eine gefühlte Ewigkeit trug ich dieses Buch mit mir herum, um jede Gelegenheit zu nutzen, ein paar Seiten weiterzukommen. Bitte nicht falsch verstehen, das Buch ist nicht schlecht! Das Ende war sogar ziemlich gut! Aber insgesamt war es eben auch nicht wirklich gut. Und das ist wohl das Schlimmste, was einem als Leser widerfahren kann: Ein Buch, das zum Weglegen nach den ersten 50 seiten zu gut, aber zum zügig und begierig weiterlesen zu schlecht ist. Oder vielleicht besser gesagt, das man für zu gut bzw. zu schlecht erachtet! Das Buch ist an sich schon gut - die Sprache ist durchaus virtuos, die Geschichte im Kern interessant:
Eine Liebesgeschichte, erzählt in einer Art Autobiographie des Ich-Erzählers. Dieser ist Peruaner und verliebt sich als Junge in eine Chilenin. In eine vermeintliche Chilenin. Denn nach einiger Zeit kommt der Junge hinter ein Geheimnis des Mädchens, das fortan nur noch "das böse Mädchen ist" und dieses verschwindet plötzlich aus seinem Leben. Naja, und nach diesem Muster setzt sich die Geschichte fort. Der Erzähler, der Dolmetscher wird, erzählt von einer Lebensstation nach der anderen (Paris, London, Paris, Madrid) und bei jeder dieser Stationen trifft er erneut auf das "böse Mädchen", ist weiter unsterblich in sie verliebt - es knistert mal relativ, mal ziemlich erotisch - und wird von ihr für einen reichen Mann verlassen, worauf sich der Erzähler schwört, das ach so "böse Mädchen" nun aber endgültig zu vergessen, bis sie sich erneut treffen und es wieder ziemlich knistert, allerding nur, bis sie wieder...böses, böses Mädchen!

Mein Probleme mit dem Buch waren zum Einen, dass man das Prinzip recht schnell verstanden hat. Klar war ich von den Einzelheiten sehr überrascht, aber ich ahnte doch, wie es im Prinzip weitergehen würde. Zum Anderen muss ich sagen, dass mich der Erzähler in seiner zum Teil (!!) an den Tag gelegten Naivität doch ziemlich genervt hat. Die Darstellung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der über die Jahrzehnte erzählten Geschichte konnten irgendwie auch nicht wirklich überzeugen. Trotzdem wollte ich wissen, wie es ausgeht - von daher war es nun doch nicht so schlecht.

Ich könnte ja nun die noch relativ jungfräulich im Bücherregal stehende "Blechtrommel" entstauben und beginnen zu lesen. Aber irgendwie muss das nächste Buch eines Literaturnobelpreisträgers (oder -trägerin) doch noch etwas warten!

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