Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.
Donnerstag, 14. Juni 2007
Jakob der Lügner
Ja, auch hier gibt es tatsächlich ein Buch zum Film!
Ich habe während meines Studiums festgestellt, dass mich die Neue Geschichte und hier speziell der Erste und Zweite Weltkrieg am meisten interessieren. Vielleicht ist es ein Drang, wenigstens annähernd nachvollziehen zu können, was in diesen Jahrzehnten in Europa und auf der Welt geschehen ist, wie es geschehen ist und warum es geschehen ist. Am wichtigsten, und auch am schwierigsten, ist vielleicht die letzte Frage und die damit verbundene Aufgabe der nachfolgenden Generationen (ja, auch immer noch wir!), dass so etwas nie wieder geschehen wird!
Ein interessantes Buch zu der Frage "wie" ist Jurek Beckers Roman "Jakob der Lügner". Das Buch wurde von dem in der DDR lebenden Becker 1969 geschrieben und zweimal verfilmt. (schon 1974 als DEFA-Film für den Oscar nominiert, 1999 mit Robin Williams und Armin Mueller-Stahl)
Die Geschichte von Jakob Heym wird von einem bis zum Schluss unbekannten Ich-Erzähler geschildert. Es spielt in einem Ghetto für Juden während des Zweiten Weltkrieges, in welcher Stadt, ist ebenfalls nicht bekannt. Durch Einzelheiten kann man erschließen, dass es im heutigen Polen liegen könnte.
Jakob wird durch einen Zufall zu einem Lügner. Er kommt an eine Nachricht über den Vormarsch der Roten Armee und durch eine blöde Situation passiert es, dass die Leute im Ghetto glauben, er hätte verbotenerweiße ein Radio versteckt. Daraus wird ein Selbstläufer, Jakob hat während der Geschichte verschiedene Gründe, den Schwindel nicht auffliegen zu lassen.
Durch immer wieder eingeschobene kleine Episoden über Menschen, die in irgendeiner Verbindung zu Jakob stehen, erhält man einen Einblick in das Leben in diesem Ghetto und wie die eingesperrten Juden damit umgehen. Es ist ein Wechselspiel von Resignation und Hoffnung, Wut und Trauer, Witz und Schwermut.
Eine der eindrucksvollsten Passagen befindet sich gleich zu Beginn: Der Erzähler beschreibt, wie toll es für ihn ist einen Baum zu sehen. Nichts weiter bräuchte er um für einen Augenblick glücklich zu sein. Weiter sagt er, dass er es nicht verstehe, warum die Deutschen Pflanzen und Bäume verbieten. Die anderen Verbote - Ausgangssperre nach 20 Uhr, das Verbot des Tragens von Schmuck - das könne er durchaus nachvollziehen...
Ein eindrucksvolles Buch, das ich jedem nur empfehlen kann!
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