Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Freitag, 8. Oktober 2010

Immer wieder sonntags

Nicht nur die Erinnerung kommt an diesem ganz eigenen Tag der Woche. Auch der Tatort. Und in ganz seltenen Fällen sogar beides, hintereinander und zugleich.
Ich hatte schon länger daran gedacht, wieder einmal eine Veranstaltung des Musikvereins Renningen, in dem ich so lange gespielt hatte, zu besuchen. Heute war es soweit. Am Morgen erinnerte ich mich plötzlich wieder daran, dass an diesem Wochenende ein Herbstfest auf dem Bergwald stattfinden sollte. Also rein in die S-Bahn und hinaus aus Stuttgart. Vom Bahnhof zum Bergwald sind es gute 15-20 Minuten Fußweg, und ich nutzte die Gelegenheit, um mal wieder bewusst durch die ruhig im Herbstlicht daliegende Stadt zu gehen. Einige neue Häuser fielen mir auf, der erweiterte Schulhof des Gymnasiums und das erste Mal in diesem Jahr - bunte und herabgefallene Blätter.

Ich nahm mir fest vor, mitzuzählen, wie oft ich auf Fußball angesprochen würde: Na, was is los mit dem VfB? An was liegts? Am Trainer? Gehst Du immer noch so oft?
Ich war überrascht: Die Fragen beschränkten sich auf diejenigen, mit denen man darüber auch reden kann!
Viele bekannte Gesichter - ein freudiges Hallo hier, ein kräftiger Händedruck dort und viel Smalltalk - mal kurz, mal länger. Natürlich auch einmal die wunderbare rhetorische Frage, ob man auch mal wieder im Lande sei (immer mit unüberhörbarer Betonung auf "auch"). Die Stücke des Orchesters sind auch nach ca. zwei Jahren absolut präsent. Mein Geschichtslehrer der 12. und 13. Klasse meinte, um die Wichtigkeit einer bestimmten Sache zu betonen, wir müssten es auswendig aufsagen können, wenn er uns um 3 Uhr nachts wecken würde. Genau so ist es mit Musikverein-Stücken. Polka- und Marsch-Klassiker sowie alle möglichen Musikverein-Hits, wie z.B. "Welthits aus Italien" und auch meinen früheren Favoriten: das Robbie-Williams-Medley. Nur leider kein ABBA Gold. Alles in allem war es mal wieder ein schöner Nachmittag in der alten Heimat.
Die Erinnerungen an knapp 20 Jahre Musikverein sind natürlich an einem solchen Tag recht präsent. Abends kam dann eine unerwartete Erinnerung dazu, als im eher mäßigen Tatort (wann begreifen Drehbuchautoren eigentlich, dass Verfolgungen in den Bergen irgendwie etwas angestaubt wirken?) folgender Song zu hören war:




Faszinierend, wie ein erster Akkord, erste Klänge einem sofort bestimmte Erinnerungen ins Gedächtnis rufen!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Verhältnismäßigkeit, die zweite!

Gestern wurde Joachim Löw, Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, das "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" (kurz: Bundesverdienstkreuz) verliehen. Alle Nationalspieler, die an der diesjährigen WM teilnahmen, wurde zudem mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.
Ich hätte dazu nur eine Frage:

WARUM?

Aus einem "Bericht von ZEIT online" kann man folgende Gründe, die vom Auszeichnenden Bundespräsident Christian Wulff angebracht wurden, erfahren:

"Welche fantastische Arbeit diese Nationalmannschaft geleistet habe mit dem Vorleben eines 'neuen und leichten Patriotismus', dass sie in ihrer Zusammensetzung 'ein Spiegel der tatsächlichen Gesellschaft unseres Landes' sei."


Mir war nicht bewusst, dass die Fußball-Nationalmannschft mir etwas vorlebt. Vorrangig spielte sie, soweit ich mich erinnern kann, Fußball. Das ist der Job aller Beteiligten. Alle, die daran in irgendeiner Weise beteiligt sind - vom Tarinerteam über die Spieler bis zu Masseuren, Pressesprecher, Busfahrer etc. - werden dafür fürstlich entlohnt, einerseits durch ausgehandelte Prämien, andererseits auch durch in der Folge abgeschlossene Werbeverträge oder Vereinswechsel (Spieler) oder schlicht durch ihr Gehalt seitens des Deutschen Fußball Bundes.
Klar hat die Nationalmannschaft einige tolle Fußballspiele gezeigt. Aber warum ist das Anlass für eine solche Auszeichnung? Dafür, dass das heutige normale Gesellschaftsbild sich in der Zusammenstellung des kaders widerspiegelt? Dafür einen Orden? Wer hat da in irgendeiner Art etwas Besonderes geleistet?

Ein kleiner Blick auf "Wikipedia" :

"Die vom Bundespräsidenten verliehene Auszeichnung wird gewöhnlich durch den Ministerpräsidenten, einen Minister des Bundes oder des Landes, den Regierungspräsidenten, den Landrat, den Oberbürgermeister oder den Bürgermeister überreicht, bei Auslandsdeutschen und Ausländern auch oft durch den zuständigen deutschen Botschafter. In einigen Fällen nimmt der Bundespräsident die Aushändigung selbst vor, meist bei höheren Stufen."

Wer hat die Auszeichnung gestern vorgenommen? Richtig, natürlich Herr Wulff persönlich! Und wer war noch dabei? Richtig, Bundeskanzlerin Angela Merkel!
Im Juli gab es eine Radiosendung von Bayern 2: RadioWissen, zum Thema "Fußball und Politik", in der zahlreiche Verbindungen des Fußballs zur Politik aufgezeigt wurden. Auch hier kann man durchaus eine solche Verbindung erkennen:
Führende Politiker schmücken sich mit dem Massenphänomen Fußball und dem Hype WM und hoffen wohl darauf, dass ein wenig von diesem glitzernden Hype auf sie abfallen möge!

Freitag, 1. Oktober 2010

Vergleich und Verhältnis

Als ich gestern die Berichte der TV-Medien gesehen sowie zwei Augenzeugenberichte gehört hatte, konnte ich es kaum glauben, mit welcher Brutalität die Einsatzkräfte zum Teil vorgegangen sind. Welche Anweisungen hatten sie bekommen? Dass sie mit allen Mitteln das Gelände räumen sollten, egal, wer sich ihnen in den Weg stellt?
Denn zwei Faktoren lassen den gestrigen Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlosspark schlicht nur mit dem Wort "skandalös" bezeichnen:

1. aus allen Berichten und bei allen Filmaufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass die Demonstranten der Polizei wirklich entgegen-"gestanden" sind. Erst als die Polizei gegen sie mit Härte vorging, ist es wohl zu Handgemängen gekommen.

2. Ganz eng mit dem ersten Punkt verknüpft, ist die Beobachtung, WER den Polizei-Beamten im Weg STAND: Demonstranten mit wohl meist friedlicher Absicht, darunter Rentner und Schüler. Weit und breit kein Abzeichen eines "schwarzen Blocks", von fliegenden Flaschen, Steinen, brennenden Gegenständen etc. Dies muss den Beamten (ausführenden UND leitenden) ja aufgefallen sein!!

Ich habe das Treiben auf dem Hamburger Schanzenfest letztes Jahr beobachtet, und muss sagen, dass dort im Vergleich die Schwelle zum Einsatz eines Wasserwerfers bzw. der hinter ihm versammelten Hundertschaften weitaus höher war! Und das, obwohl klar ist, welches Potential sich an einem solchen Ereignis der Polizei entgegenstellt: meist auf Krawall Bedachte, die sich evtl. diesen Tag gezielt aussuchen (die Presse berichtete danach auch in diese Richtung).

Um es auf einen etwas zynisch klingenden Punkt zu bringen: Die Polizisten aus Hamburg oder Berlin (1. Mai) hätten sich wohl im Anblick der sich ihnen entgegenstellenden Gruppe von Demonstranten pro Einsatztrupp bei der nächsten Tankstelle einen Einweggrill geholt und hätten mit den Demonstranten erstmal schön eine Runde gegrillt, oder so ähnlich (Fakt des regnerischen Wetters an dieser Stelle bitte ausblenden...ist für das Bild nicht von Belang).

Was bleibt von diesem einschneidenden Tag?
Die Landesregierung kann sich beglückwünschen. Ohne es ansatzweise nachvollziehen zu können, haben sich Mappus, Rech + Kollegen sicher bei vielen nun, wenn nicht schon vorher aufgrund von S21, sondern nun AN SICH unwählbar gemacht.