Gedanken, Kommentare, Meinungen zu Aktuellem & Vergangenem oder einfach nur etwas, was wert sein könnte von aller Welt gelesen werden zu können.

Donnerstag, 20. März 2008

Auf den ersten Ton

Es war verrückt und ist so bis jetzt kaum vorgekommen - und ich danke den Möglichkeiten unseres Multimedia-2.0-Web-Zeitalters: Ich klickte auf den in Google angezeigten Link, die myspace-Seite öffnete sich und die ersten leisen, träumerischen und sphärischen Gitarrenklänge von "The Grants" hatten mich gepackt. Irgendwo berührten sie etwas, was als Kunst nur die Musik vermag (doch das zu erörtern wäre ein anderes, langes Kapitel).

Wie ich auf diese Band gestoßen bin? Am Freitag wollen Janina, Simpson, Flo und ich zusammen einen Tag in London verbringen. Mittags etwas durch die Stadt streifen, irgendetwas anschauen und abends ausgehen. Was liegt da in London näher als nach einem Konzert zu suchen! Doch bei "dem Angebot" ist man schnell etwas übefordert! Also hab ich einfach mal sämtliche Seiten durchforstet, bis ich auf den Namen "The Grants" stieß - und hey, eine englische "The-Band" könnte tendenziell nicht so schlecht sein. Der Rest ist oben beschrieben.
Das zeigt auf herrliche Weise wie es um die englische und die deutsche Musikszene bestellt ist. Da liegen einfach Welten dazwischen! Ein Grund ist sicher auch der, dass sich zu wenige wirklich für neue Musik interessieren, bzw. sich überhaupt für Musik wirklich interessieren. Ist das vielleicht zu hart? Na ja, ein Blick in die aktuellen Charts reicht aus, um dies zu bestätigen: 1. Schnuffel - Kuschelsong...8. Alex C. - Doktorspiele...10. Ich + Ich - Stark...Zweimal DJ Ötzi in den Top 20 UND Bata Illic & Eike Immel!
Allein, dass das gefülsduselige, nach einer Sekte erinnernde Duo Ich+Ich im Radio rauf und runter gespielt wird, lässt einem den Glauben verlieren. Gut, auch das Tema Radio wäre einen eigenen Beitrag wert.
Wie auch immer - es lohnt nicht sich darüber aufzuregen! Lieber klicke ich auf "www.myspace.com/thegrantsrock" noch einmal auf "play" ...

Mittwoch, 19. März 2008

Die Welle

Ich bin während meiner Schulzeit nicht in den Genuss der Lektüre von "Die Welle"gekommen und war deshalb recht gespannt auf die aktuelle deutsche Verfilmung. Die Geschichte beruht auf einem Experiment eines Lehrers in den USA 1967. Ron Jones setzte dieses Experiment, das den Schülern die Struktur der Jugendorganisationen des Nationalsozialismus direkt vor Augen führen sollte, für einen Tag an. Beeindruckt von den Ergebnissen dehnte er es dann auf fünf Tage aus, bevor er es abbrach.
Die deutsche Verfilmung verlegt die Handlung an ein deutsches Gymnasium, den Lehrer spielt Jürgen Vogel. Die Rolle passt zu ihm. Der Lehrer, den er spielt, wird von den Schülern geduzt, eckt mit seiner Art des öfteren bei den Kollegen an und wohnt mit seiner schwangeren Freundin (ebenfalls Lehrerin auf der selben Schule) auf einem alternativen Hausboot. Ihm wird das Projekt "Autokratie" zugewiesen, das er nach anfänglichem Sträuben (viel lieber hätte er das Projekt zu "Anarchie" geleitet) mit einem ungewöhnlichem Versuch durchziehen will. Mit einigen Reizpunkten, mit denen er die Schüler packen kann, bildet er eine Klassengemeinschaft - Die Welle. Er führt neue Verhaltensweisen ein: Aufstehen beim Sprechen, kurze und knappe Antworten, eine Uniform (weißes Hemd), einen Gruß.
Nach zwei Tagen nimmt das Experiment gefährliche Züge an, die dem Lehrer Reiner Wenger allerdings verborgen bleiben. Die Schüler fühlen sich zunehmend stark in dieser elitären Gemeinschaft, in die schnell nur diejenige hineindürfen, die sich wie sie verhalten und die ein weißes Hemd tragen. Doch warum gerät das Projekt - vor allem außerhalb der Schule - außer Kontrolle? Weil einige der Schüler übermannt und geblendet werden von diesem Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie alle viel stärker werden lässt, als dies vorher der Fall war.
Die Film zeigt auf jeden Fall einige Prinzipien totalitärer Organisationen auf. Doch er wandelt auf einem schmalen Grat. Einige Male vermittelt er den Eindruck, als sei das ganze doch ziemlich cool - die Reaktionen im Kino bestätigen das. Dieser Eindruck wird erst am Schluss des Filmes völlig entkräftet, wobei es dazu einem drastisch andereren Ende des Projektes bedarf, als es in Wirklichkeit war.
Jedenfalls ist der Film eine Basis und eine gute Gelegenheit, mit Schülern über die Prinzipien und das Entstehen des Nationalsozialismus und ähnlicher Regime zu sprechen.

Dienstag, 18. März 2008

Tipp für Ostern

Es ist wie verhext: Bin ich hier, finden tolle Konzerte in London statt - bin ich dagegen in London, gibt es in Stuttgart ein musikalisches Highlight!
Am 23.3. (Ostersonntag) spielen die "Editors" im LKA, was sicherlich ein klasse Konzert werden wird. Im gleichen Atemzug ist das aktuelle Album zu empfehlen: "An End Has A Start". Eine markante, eindringende, teilweise unglaublich melancholische Stimme gepaart mit großen, schwebenden Melodie und Songs, bei denen man nicht anders kann als durch die Wohnung zu tanzen!
Tolle Band, tolles Album - sicher auch ein tolles Konzert.

Montag, 17. März 2008

Denkmäler, Guinness und bunte Türen

Es wird langsam mal Zeit, dass ich über meine letzte Städtetour berichte. Warum ich das so lange nicht gemacht habe, weiß ich eigentlich auch nicht!
Im Februar ging es von London aus für zwei Tage nach Dublin (mein Weihnachtsgeschenk von Janina). Über das Ärgernis mit Ryan Air und der vierstündigen Verspätung will ich eigentlich nicht viel schreiben - kann man auf "Janinas Blog" nachlesen. Was gibt es aber über Dublin zu sagen. Es ist auf jeden Fall eine schöne, liebenswerte Stadt. Eine Stadt der Denkmäler und Statuen, der Kirchen und der bunten Türen. Die Heimatstadt des Guinness und der roten Haare. Dublin besitzt mit der Trinity University eine unglaublich tolle Universität, deren Campus schon etwas neidisch werden lässt (jedenfalls wenn man in Stuttgart studiert). Es gibt belebte, moderne Viertel, aber auch rauhe und glanzlose.
Doch man darf keine "Metropole" erwarten. Eineinhalb bis zwei Tage genügen eigentlich um das Zentrum Dublins zu erkunden und kennenzulernen. Alles ist bequem zu Fuß erreichbar. Das Nachtleben bietet natürlich die bekannten Pubs, am Wochenende sicher auch mehr - man muss nur wissen wohin.
Was noch etwas negativ auffiel war der Verkehr, der konstant hoch ist und sich durch die gesamte Stadt schlängelt. Verstärkt durch die Tatsache, dass das wichtigste (und bis auf eine Straßenbahnstrecke) einzige öffentliche Verkehrsmittel der Bus ist.
Alles in allem waren es zwei schöne Tage in einer wirklich schönen Stadt, die man für einen Kurztripp nur empfehlen kann.

Dienstag, 11. März 2008

Neues Team

Am Sonntagabend war es soweit - der neue Tatort aus Stuttgart betrat zum ersten Mal die Wohnzimmer der Nation. Und als doch einigermaßen lokalpatriotisch veranlagt, war ich natürlich live mit dabei!
Was ich vorher wusste? Nach dem etwas eigenbrödlerischen, kauzigen Herrn Bienzle (am schlimmsten ist eigentlich das Klischee-"le" bei seinem Namen) soll nun ein deutlich jüngeres Team ermitteln. Die Schauspieler? Richie Müller, als Gesicht mir aus dem Fernsehen bekannt, und Felix Klare, ein mir bisher unbekannter Theaterschauspieler. Ein bisschen Unbehagen hatte ich: Es hieß, dass der SWR bewusst ein moderneres Bild von Stuttgart zeigen will. Da ist die Gefahr groß, bemüht hip und cool wirken zu wollen.
Die Gefahr scheint aber gebannt. Auf die Handlung will ich nicht näher eingehen, die kann man einfach "hier" nachlesen. Die Schauspieler sind hervorragend ausgewählt. Auf der einen Seite Richie Müller als Kommissar Lannert, der aus Hamburg kommt, wo er als verdeckter Ermittler arbeitete. Wie und was er ermittelte erfährt der Zuschauer noch nicht. Er scheint jedenfalls fürs Grobe zuständig: Wortkarg, unkonventionell, bei einer Verfolgungsjagd durch die Fußgängerzone rasend. Auf der anderen Seite Felix Klare als sehr junger (31) Kommissar Bootz. Ihn sieht man in einer der ersten Szenen als glücklichen zweifachen Familienvater und erlebt ihn als eher korrekten, ehrgeizigen Beamten. Doch diese in den ersten 45 Minuten vermittelte Rollenverteilung wird in der zweiten Hälfte schon klugerweise demontiert. Als Lannert von einer Frau vorgehalten wird, er wisse doch gar nicht, wie es sei ein Kind zu verlieren, schweigt dieser vielsagend. Zudem sieht man in zwei oder drei Einstellungen, dass er oft eine Bibel bei sich trägt und er betet lange alleine vor dem Grab des ermordeten Mädchens. Bootz erweist sich dagegen am Ende als nicht immer so korrekt, z.B. bei der Szene, als die Beiden sich als schwules Paar ausgeben oder er am Ende seine Prinzipien und die Gesetze kurzzeitig außer Acht lässt.
So entsteht der Eindruck, dass über neue Team noch sehr viel erzählt werden kann. Die Charaktere sind dafür jedenfalls im ersten Fall sehr gut angelegt. Hinzu kommen noch einige Möglichkeiten, welche sich die Autoren durch die Einbindung der Staatsanwältin oder der Kriminaltechnikerin offenlassen.
Die beiden Hauptdarsteller verstehen zudem ihr Handwerk. Klare hat dieses typische hochinteressante und ausdrucksstarke Theatergesicht und ist auf simpathische Weise attraktiv. Müller spielt den verschlossenen Hanseaten mit unklarer Vergangenheit sehr überzeugend.
Der Fall war ebenfalls interessant, stellenweise auch beklemmend. Die Stimmung des Films wandelte sich ebenfalls in der zweiten Hälfte, als die ersten Annäherungsfloskeln vorbei waren, und war weit entfernt von der des typischen Vorabendkrimis. Und entgegen meinen Befürchtungen eines überbetonten coolen Stuttgarts glaube ich, dass die Vorzüge dieser Stadt sinnvoll eingesetzt werden.
Man darf also gespannt sein auf die nächsten Fälle des Stuttgarter Ermittler-Teams Lannert & Bootz.

Montag, 10. März 2008

Fliegende Zeit


Wenn ich in letzter Zeit gegenüber jemandem, der kein Student ist, erwähne, dass ich gerade Semesterferien habe und diese von Mitte Februar bis Mitte April dauern, ernte ich meistens erstaunte, ungläubige und manchmal auch etwas missbillige Blicke und Reaktionen.
Ich muss schon zugeben, dass das ein sehr langer Zeitraum ist. Zwei Monate am Stück frei - wer hat das schon (außer Schüler in Italien)? Doch ehe ich mich versehe ist die Hälfte dieser Zeit beinahe schon vergangen. Zehn Tage in England, Band-Proben, Freunde treffen, Lesen, Sport, Nachhilfe, Fußball und drei Tage extreme Rückenschmerzen lassen vier Wochen sehr schnell vergehen.
Die drei Hausarbeiten wollen auch langsam mal geschrieben werden, über Ostern und in der letzten Semesterferienwoche jeweils noch eine Woche nach London...und schon sind zwei Monate um.
Über langeweile oder fehlende Beschäftigung kann ich mich also nicht beklagen. Eher wundere ich mich über die Zeit, die manchmal gnadenlos zu sein scheint. Entweder wünsche ich mir, dass die Zeiger viel schneller ihre Runden drehen könnten oder ich wünsche mir zwei zusätzliche, individuelle Tage in der Woche, in denen ich ungestört meinen Arbeiten nachgehen könnte.
Wie singt Udo Jürgens in seinem Titelsong zu der Zeichentrickserie "Es war einmal...der Mensch" so schön?
"Was ist Zeit - Ein Augenblick, ein Stundenschlag, 1000 Jahre sind ein Tag."

Mittwoch, 5. März 2008

Was ist wichtig?

Letzte Woche ging ich mit dem festen Vorsatz des Shoppings durch die Königstraße. Aber es gab etwas, was ich absolut nicht verstand und mich auch geärgert hatte: Ende Februar hat man fast nirgends mehr eine vernünftige Auswahl an Schals! Und wie sich jetzt bestätigt, steht doch noch nicht der Frühsommer vor der Tür.

Etwas verdriest flüchtete ich mich vor dem Regen in ein Café und vor der etwas schlechten Laune in die ZEIT. Da las ich zum ersten Mal einen ausführlichen Bericht über die Lage in Dafur. Vergesen war der schwarze Schal. Vergessen dieses banale Konsum- und Industrieland-Problem!
Ich musste an den Besuch des "Imperial-War-Museums"in London mit Janina denken. Der Schwerpunkt lag natürlich auf dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, was immer wieder erschütternd und nachdenkenswert ist. Was aber eigentlich völlig den Zweifel an dem Verstand der Menschheit aufkommen lässt, ist der Teil der Ausstellung "Kriege und Konflikte nach 1945". Durchgehend 63 Jahre Krieg, Elend, Sterben. Überall, auf jedem Kontinent. Teilweise schon wieder vergessen oder verdrängt. Lernt die Menschheit wirklich aus ihren Fehlern?
In Deutschland wird ein Eiertanz um die Bildung einer Landesregierung veranstaltet, wobei es wahrscheinlich mehr um persönliche Eitelkeiten und sicher um reine Machtfragen Einzelner geht.
In Darfur löschen Regierungsbomber ganze Dörfer aus. Die Flugzeuge starten vom gleichen Ort, wo nebenan die Hilfshubschrauber der UN stehen!
In ein paar Monaten werden Milliarden von Menschen vor dem Fernsehgerät hocken und nach China zu den Olympischen Spielen schauen. Vielleicht sogar fasziniert ob der Stadien und der Organisation.
Die chinesische Regierung unterstützt währenddessen die Regierung in Darfur mit Geld und Waffen.

Die Ausstellung endete mit einem Zitat von John F. Kennedy:

"Mankind must put an end to war before war puts an end to mankind."